Gestalttherapie

Gestalttherapie – Hintergrund

Die Gestalttherapie geht auf Fritz und Laura Perls zurück. Sie hat ihre Wurzeln in der Gestalttheorie. Eine Gestalt hebt sich vom Hintergrund ab.

Menschen bilden als Teil der Natur ganz automatisch Gestalten. Wir reagieren auf die uns umgebende Situation und bringen durch Körperäußerungen zum Ausdruck, was gerade wichtig ist.

  • Habe ich z.B. Hunger, dann spüre ich eine Empfindung in der Magengegend, der Speichelfluss vermehrt sich und meine Aufmerksamkeit wird von Essensgerüchen und Erinnerungen an verschiedene Geschmäcker und Bildern von Nahrungsmitteln belegt. Diese Gestalt ist so lange aktuell, bis sie durch eine Mahlzeit geschlossen wird. Verdränge ich meinen Hunger, kommt sie immer wieder zum Vorschein, bleibt im Hintergrund offen.
  • Kann ich in einer konfliktgeladenen Situation meine Interessen nicht wahren und unterdrücke dabei vitale Bedürfnisse, so bleibt diese Gestalt ebenfalls offen.

Offene Gestalten tendieren dazu sich immer wieder in den Vordergrund zu drängen. Häufig laufen dabei Situationen, die der Ausgangslage ähnlich sind, förmlich nach einem Drehbuch ab. Man hat den Eindruck, immer wieder an den gleichen Typ Mensch und in vergleichbare Situationen zu geraten.

Eine Gestalt hat ihre eigene Qualität, die sich aus der Art des Zusammenhang ihrer Einzelteile ergibt. Ein Kuchen ist mehr als die Summe seiner Zutaten. Eine Familie mehr als alle Familienmitglieder zusammen. Das gleichzeitige Auftreten bestimmter körperlicher Äußerungen Signale, wie z.B. Muskelspannungen bildet eine eigene sinngebende Gestalt. Wir nennen das auch Körpersprache. Auf dieser instinktiven Ebene wirken wir und reagieren wir auf andere Menschen. Tiere, wie z.B. Hunde nehmen in Sekundenbruchteilen wahr, ob ein Mensch vor ihnen Angst hat und reagieren dann ganz spontan darauf.

Gestalttherapie setzt da an, wo es um Wahrnehmung der eigenen Gefühle, Körpersprache und der Umwelt geht: Wahrnehmen und Bewusstmachen dessen, was ist.

Gestalttherapie – therapeutische Wege

Wichtig ist immer das “Hier und Jetzt”: Im therapeutischen Gespräch spiegelt der Behandler dem Patienten seine Wahrnehmungen. Wie so etwas aussehen könnte, habe ich Ihnen in einem fiktiven Beispiel zusammengefasst.

Die Gestalttherapie arbeitet mit unterschiedlichen Zugangswegen. So werden Sprachbilder des Patienten gestalterisch umgesetzt, um durch die unmittelbare körperliche Erfahrung von geistig-seelischen Vorgängen eine differenziertes Bewußtwerden von Lebensssituationen zu erreichen und Handlungskompetenz zu erlangen.

Träume sind ein wichtiger Zugangsweg, um die Wahrnehmung von Situationen zu schärfen und verschiedene Persönlichkeitsanteile zu erkennen, zu verstehen und “an einen runden Tisch” zu bringen. Im Rahmen der Gestalttherapie lassen wir Träume Gestalt annehmen. Der Patient wird zunächst zum Regisseur und dann übernimmt er als Schauspieler alle Rollen des Stücks, die durch frei gewählte Gegenstände symbolisiert werden. Scheinbar wichtige und auch die zunächst als unbedeutende Nebenrollen daher kommenden Parts. Wenn die Bühne bereitet ist, dann legt sich der Patient in ein von ihm selbst vorbereitetes symbolisches Bett, der Raum wird verdunkelt. Der Therapeut übernimmt die Führung des Patienten durch das Geschehen: Der Patient entspannt sich, als ob er einschlafen wolle. Nach wenigen Minuten wird der Raum leicht erhellt und er wird vom Therapeut gebeten, sich in sein Traumszenario zu begeben: Hier wandert der Patient durch die einzelnen Rollen seines Szenarios. Wahrnehmungen werden geschildert und vom Therapeuten gespiegelt. Wenn das Traumstück zu Ende ist, legt sich der Patient wieder in sein symbolisches Bett und entspannt sich. Nach einem Moment wird er dann vom Therapeuten im wieder hellen Raum in der Gegenwart der therapeutischen Praxis begrüßt und zur Reflexion des eben Erlebten eingeladen.

Kreative Wege der Gestalttherapie zur Kommunikation mit dem eigenen Unterbewußten nutzen Ton, Farben oder andere gestalterische Materialien. Hier geht es nicht darum, Kunstwerke zu erstellen, oder gar handwerkliche Perfektion zu erlangen. Ganz im Gegenteil: Der kreative Impuls ist am besten so spontan wie möglich. Die Finger kneten einfach los, und irgendwann entsteht etwas, eine Form enthüllt sich. Farben werden einfach so auf das Papier aufgetragen, wie es der Patientin im entspannten Zustand, bei leichter Hintergrundmusik, in den Sinn kommt. Irgendwann weiß sie, dass das Bild fertig ist. Gemeinsam mit dem Therapeuten nimmt sie wahr, was da entstanden ist. Im Gespräch teilen sich beide ihre Beobachtungen mit. Der Therapeut bittet vielleicht die Patientin, sich in die eine oder andere Figur oder Farbe des Bildes einzufühlen und aus deren Sichtweise ihre Wahrnehmungen und Gefühle zu schildern. Immer wieder ist es verblüffend, welche bewegenden Impulse sich ein Patient auf diese Weise erarbeitet.